Heinrich Zille


Matthias Flügge (ed.), Heinrich Zille, Berliner Leben. Zeichnungen, Photographien und Druckgraphiken 1890-1914. Berlin, Akademie der Künste – München, Schirmer / Mosel, 2008, 192 pp.
ISBN 978-3-8296-0332-4 29€80

 

Rezension von Peter Ronge

Matthias Flügge (ed.), Heinrich Zille, Berliner Leben. Zeichnungen, Photographien und Druckgraphiken 1890-1914. Berlin, Akademie der Künste – München, Schirmer / Mosel, 2008, 192 pp.
ISBN 978-3-8296-0332-4 29€80
[Katalog Berlin / München 2008 zu den Ausstellungen: Heinrich Zille, Kinder der Straße. Zeichnung, Grafik, Fotografie in Berlin, Altenburg, Villingen-Schwenningen 2008 sowie zu: Heinrich Zille. Zeichnungen und Fotografien. Dresden 2008.]

Am 10/01/08 jährte sich Zille’s Geburtstag zum 150. Mal und war Anlaß mehrerer Ausstellungen in Berlin und Dresden. Für die Berliner Akademie der Künste stellte der seit 30 Jahren mit Zille befaßte und heute sicher beste Kenner des Künstlers Matthias Flügge den prächtigen Katalog zusammen, um so, selbst Mitglied und früherer Vizepräsident der Akademie, deren bis heute berühmtestes Mitglied Heinrich Zille zu ehren und die große Berliner Retrospektive mit dem für Zille und viele seiner deutschen und französischen Zeit- und Zunftgenossen maßgebenden Schwerpunkt von ca. 1890-1914 zu dokumentieren. Die besondere Originalität und Qualität von Ausstellungen und Katalogbuch resultieren aus der komplementär und komparativ ausgerichteten Berücksichtigung der Vielfalt und Breite von Zille’s Materialien und Techniken: Fotografie, Zeichnung mit schwarzer oder farbiger Kreide, Kohle, Graphit, Tusche, Aquarell, Deckfarbe, Lithographie und Radierung, von denen er ja mehrere auch gern mischte.

Flügge’s Text (pp. 5-35) Ein Berliner Leben. Heinrich Zilles Werk vor dem Ersten Weltkrieg bietet auf nur 30 Seiten einen Essay über Leben und Werk des Handwerkers und Künstlers Zille, zugleich aber auch eine liebevoll-kritische Einschätzung und Bewertung einer Vielzahl seiner Arbeiten nebst ihrer Techniken und deren zeit- und mediengeschichtlicher Bedeutung auf dem Hintergrund genauer Kenntnis des Forschungsstandes und der Rezeptionsgeschichte. Mir ist kein vergleichbar knapper und guter Text über Zille bekannt, der das Werk bis zum Weltkrieg und damit der öffentlichen Anerkennung Zille’s mit so überzeugender sachlicher und wissenschaftlicher Aktualität darstellt.

Da das Buch kein Inhaltsverzeichnis hat, hier ein paar Anmerkungen zu dessen Gliederung: Flügge’s Text ist mit fotografischen und zeichnerischen Miniaturillustrationen sowie fast immer seitengleich platzierten Anmerkungen und Quellenverweisen versehen. Die meist ganzseitig, selten halb- oder doppelseitig wiedergegebenen „Tafeln“ füllen die Seiten 36-185 und sind nicht chronologisch oder nach Produktionstechniken, sondern in etwa 25 Themen- und Motivgruppen zusammengestellt. Die Biographie (187-189) resümiert tabellarisch Daten und Ereignisse des Lebens, die Auswahlbibliographie (190-191) unterteilt in 18 eigene Veröffentlichungen und 46 Titel Literatur über Zille mit den wichtigsten Forschungsarbeiten und einem Dutzend Katalogen. Den Abschluß bilden (192) ein Bildnachweis und das Impressum.

Ein für Zille-Forscher und -liebhaber unentbehrliches Buch!

Peter Ronge